Historisches aus dem karnevalistischen
Leben der Kolpingsfamilie Olpe
Am 5. Juni 1903, als Olpe ca. 3700 Einwohner zählte, wurde im “Schwanen”der Katholische Gesellenverein Olpe gegründet. Erst in den dreißiger Jahren nannten sich die Gesellenvereine Kolpingsfamilie. In der Chronik der Gründungsversammlung heißt es, das sich 50 Gesellen als aktive und 40 Meister als Ehrenmitglieder einfanden, um im neuen Verein mitzumachen.
Der erste Vorstand bestand unter anderen aus Präses Vikar Schmidt, Senior Edmund Mund und Sekretär Ed. Holterhoff. Die Versammlungen fanden Sonntags im “Schwanen ” statt, wie es heißt, in gemütlicher Atmosphäre, bei einem Glase Bier und einer langen Pfeife. Schon im Jahre nach der Gründung versuchten die Gesellen ihre Kunst auf den Bühnenbrettern. Am 14.Februar 1904 konnten zu dieser Veranstaltung schon 125 Mitglieder eingeladen werden. Weiter heißt es in der Chronik, daß der Verein die Geselligkeit in besonderem Maße pflegte. Dienlich dazu waren Theateraufführungen und Ausflüge. Alljährlich wurde das Stiftungsfest, der Namenstag des Präses, das Weihnachtsfest und Fastnacht mit besonderen Veranstaltungen gefeiert. Alte Olper Namen, wie Ohm, Pape, Marx, Thielmann, Kraft, Neuhäuser, Kämpfer, Stahl, Stutte und Kunstleben tauchen in den Analen in Verbindung mit Theateraufführungen und Fastnachtsfeiern auf. Im Jahre 1908 hatte der Verein schon über 200 Mitglieder und beteiligte sich 1911 aktiv an der 600 Jahrfeier der Stadt Olpe. Bis zum Verbot des Vereins im “dritten Reich “, wurden bis auf wenige Ausnahmen durch Krieg und Inflation, wie es in der Chronik heißt, trotz aller Not gesellige Veranstaltungen insbesondere Fastnachtsbälle innerhalb der Kolpingsfamilie im zeitentsprechendem Ausmaß gefeiert.
Schon bald nach Beendigung des 2. Weltkrieges kam wieder Leben in die Olper Kolpingsfamilie. Natürlich dachten alle zuerst an die Arbeit des Wiederaufbaus, an die berufliche Aus- und Weiterbildung, an die Alltagsprobleme innerhalb der eigenen Familie. Aber da die Olper immer gerne gefeiert haben, ebenso wie heute, wurde schon 1947 der „Bogen-Saal“ an der Sandstraße hergerichtet um dort Fastnacht zu feiern. Eine Gruppe innerhalb des Vorstandes der Kolpingfamilie wurde damit beauftragt diesen Ball zu organisieren. Einige Kolpingbrüder, die die Begabung hatten andere zu unterhalten, wurden mit in dieses Gremium berufen. Nach einigen Jahren hatte sich hieraus eine feste Truppe gebildet, so daß man auf die Idee kam, hieraus einen Elferrat zu gründen. Mitte der fünfziger Jahre, man feierte inzwischen im „Schwanen-Saal“, war es dann soweit.
Der Elferrat der Kolpingfamilie Olpe wurde gegründet. Metzgermeister Tonis Ruegenberg wurde der erste Präsident. An eine finanzielle Eigenständigkeit war damals noch nicht zu denken. Selbst für die Anschaffung von Papier-Chrysanthemen die am Revers des schwarzen Anzuges steckten, musste beim Vorstand der Kolpingfamilie gebettelt werden. Auch die Einnahmen aus den Veranstaltungen wurden an die Kasse der Kolpingfamilie abgegeben. Aber alle waren stolz, dass das gesamte Programm nur aus eigenen Reihen zu gestaltet wurde. Deshalb wuchs schon damals eine „verschworene“ Gemeinschaft heran, die sich bis heute in ihren Idealen nicht geändert hat. 1959 feierte man das letzte Mal im Schwanensaal, weil im Dezember 1959 das Kolpinghaus eingeweiht wurde und dort ab diesem Zeitpunkt der Kolpingkarneval ein eigenes Zuhause hatte.
Als 1960 zum ersten Mal Karneval im Kolpinghaus gefeiert wurde, stand eine feststehende Holzbühne am Südende des Saals, die so groß war, dass der Elferrat, eine Bütt und die „Kapelle Apart“ darauf Platz hatten. Schon bald wurde neben dem Preiskostümball am Veilchendienstag ein zweiter Ball und zwar am Großsonntag veranstaltet. Erste Außenauftritte in Oberveischede folgten. Ständiges Gerangel mit dem Vorstand der Kolpingsfamilie wegen der Einnahmen und noch schlimmer wegen der Ausgaben führten dazu, dass der Elferrat, gegen den Willen des Vorstandes, eine eigene Kasse einrichtete. Jedes Jahr im Sommer fand schon damals ein gemütlicher Abend des Elferrates statt. Man nannte ihn Hüttenfest, weil er in Heuel`s Gartenhäuschen in Rüblinghausen stattfand. 1968 gab´s das erste mal Kinderkarneval. Das Echo auf diese Neuheit in Olpe war so groß, dass es an vier Samstagen hieß: Kinderkarneval im Kolpinghaus. Die Kolpingfamilie gründete die erste Jungkolping-Mädchengruppe. Ein Jahr später hatten wir unsere erste Tanzgruppe unter der Leitung von Ulla Thöne geb. Kruse. Aus dieser Truppe wurde dann unsere Prinzengarde, denn Robert Quast wurde 1969 der erste Prinz Karneval des Elferrates. Ein eigenes Prinzenkostüm hatte der Elferrat natürlich noch nicht, sodass sich Robert sein Prinzenkostüm in Köln geliehen hat. Er ist übrigens bis heute im Olper Kolpingkarneval der einzige Prinz geblieben, der ein Prinzenkostüm mit kurzer Hose und langen Strümpfen an hatte. 1970 folgte ihm Ludger Harnischmacher auf den Prinzenthron. Ludger I., genannt „ Köhnchen“, war anschließend 12 Jahre Präsident des Elferrates.
Als Ludger Harnischmacher 1970 zum Prinzen proklamiert wurde, fand die Proklamation noch im kleinen Kreis statt. Der Elferrat und der Prinz. Ohne Frauen. Morgens um 11.11 Uhr in der Sektbar der Stadthalle. Nachmittags war Kinderkarneval im Kolpinghaus. Als Alfred Schultheis als einer der ersten vom Elferrat gegen 14 Uhr im Kolpinghaus eintrudelte, meinte die Wirtin Iris Krafzel zu ihm: „ In diesem Zustand wollt ihr doch keinen Kinderkarneval veranstalten?“ Da meinte Alfred nur: „ Ich sehe noch am besten von allen aus, warte mal ab wenn die anderen kommen.“
Der Kinderkarneval wurde ein voller Erfolg. 1972 wurde die Gesangsgruppe „ Die lustigen Pannenklöpper“ gegründet. Sie sind bis heute einer der Höhepunkte im Programm und zudem Hörfunk- und Fernseherfahren. Sie sangen 1976 und 77 bei der karnevalistischen Hitparade des WDR, 1981 und 82 in der RTL-Live-Sendung „12 Uhr Mittags“ und 1983 in der WDR Fernsehsendung „ Mittwochs in…..“Das der Elferrat in diesen Jahren weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde, war vor allem dem damaligen Präsidenten Ludger Harnischmacher zu verdanken, der seit 1973 im Amt war. Oft gingen jedoch seine Ideen einigen Elferratsmitgliedern zu weit und sie holten ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Der Werbevertrag mit Jägermeister ist nie zustande gekommen, ebenso der dreiwöchige karnevalistische Mallorcatrip in Zusammenarbeit mit Neckermann-Reisen. Seinen größten Coup landete Ludger, als es ihm 1976 gelang, nach langen Verhandlungen im Verteidigungsministerium in Bonn, die Big Band der Bundeswehr unter Leitung von Günter Noris nach Olpe in die Stadthalle zu holen. Heute sicher nichts mehr besonderes, aber vor 25 Jahren eine Sensation. Die Verantwortlichen in Bonn verlangten eine Bühnengröße, die in der Stadthalle nicht vorhanden war. Auf dem Papier bekamen sie die notwendigen Maße. Als die Musiker kamen und sahen die Enge, da war es zu spät um das Konzert ausfallen zu lassen. 1984 gab Ludger Harnischmacher das Amt des Präsidenten an Heribert Burghaus nach 12 Jahren ab.
Am 3. Januar 1985 wurde Heribert Burghaus zum Präsident des Elferrates gewählt. Er war seit 1972 Vizepräsident. Bis ins Jahr 2008 stand Heribert Burghaus dem Elferrat vor. Seit 1971 hat der Elferrat ein Kinderfunkenmariechen. 1987 gab es etwas Besonderes auf der Bühne. Kinderfunkenmariechen Natalie Burghaus tanzte einen von der Ballettschule Pitzinna gestellten Tanz mit einem jugendlichen Partner. Der junge Mann war Ralf Willmes. Er sollte 4 Jahre später der bisher einzige Prinz sein, der zwei Jahre regierte. Im Januar 1991, zwei Wochen nach der Proklamation von Prinz Ralf I., bewegte der „Golfkrieg“ die Medien dazu, den Karnevalsvereinen ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn sie unter diesen Umständen Fastnacht feiern würden. Da auch in den rheinischen Hochburgen alle Veranstaltungen nach und nach abgesagt wurden, kam es auch in unserer heimischen Region zum „totalen Karnevalsausfall.“ Das dieses eine Überreaktion war, wurde den meisten erst später bewusst. Prinz Ralf I. regierte deshalb auch das Jahr darauf. Die Olper Stadthalle wurde 1994 renoviert. Es konnten dort in diesem Jahr keine Karnevalsveranstaltungen stattfinden. Gott sei Dank hat der Elferrat ja noch „sein Kolpinghaus.“ Aber die Bürgergesellschaft Olpe. Nichts. Da kam man im Elferrat auf die Idee, die „Jung´s“ von der BGO am karnevalistischen Leben des Elferrates teilnehmen zu lassen und proklamierte den 1. Vorsitzenden der Bürgergesellschaft, Hans-Georg Menne, zum Prinz. Seit dem ist der Vorstand der BGO Gast der alljährlichen Prinzenproklamation. Ohne finanzielle Zuwendungen, genannt Spenden, kann kein Verein leben. Deshalb wurde 1996 mit der Gründung des „Elferrat der Kolpingfamilie Olpe e.V.“ ein wichtiger und richtiger Schritt in die Zukunft getan. Die Gründungsversammlung fand am 18.12. im Kolpinghaus statt. Heribert Burghaus wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die neue Satzung wurde verabschiedet und das Finanzamt erteilte dem Verein die Gemeinnützigkeit. Inzwischen hat der Verein über 100 Mitglieder. Das einhundertjährige Jubiläum der Kolpingfamilie Olpe 2003 betrachtet der Elferrat, als immer noch „eine Gruppe der Kolpingsfamilie,“ auch als sein Jubiläum. Bei zahlreichen Veranstaltungen der Kolpingsfamilie ist der Elferrat aktiv mit dabei und wird es auch in Zukunft sein.